Sedlmeir – Singularität – LP

„Singularität“ heisst das vierte Studio Album des Solo-Künstlers Sedlmeir, der nun seit fast zehn Jahren, eine feine, aber unüberhörbare Schneise in den Pop-Dschungel fräst. Es bleibt offen ob damit seine Einsamkeit oder seine Einzigartigkeit beschrieben werden soll, die Kraft des Einzelnen, seine Unabhängigkeit, oder der ständige Ausnahmezustand, in dem sich ein extremer Charakter befindet. Jeder dieser Interpretationsansätze wäre passend.Überhaupt scheint dieses Album mehr als alle vorherigen eine subtile Selbstbeschreibung und Verortung im Jetzt zu sein, eine entspannte Abrechnung mit dem kapitalistisch, multimedialen Zeitgeist aus Sicht des heiteren Skeptikers.
Wie ein Mantra wiederholt Sedlmeir „Menschen brauchen Rock ’n‘ Roll“ im gleichnamigen Song und man ist sich zunächst nicht sicher ob er hier eine Tatsache beschreibt, oder tatsächlich einen längst vergessenen Dämon beschwören möchte. Vielleicht wird aber auch einfach die Notwendigkeit des Phänomens Sedlmeir als solches beschrieben, des einsamen Entertainers und Propheten.

Statisch wie immer, aber gepflegter denn je bollert der Drumcomputer in 20 Mark zur E-Gitarre und die verzerrte Stimme beschreibt in knapp zweieinhalb Minuten den Kreislauf von Aufbruchsstimmung, Euphorie und Frust des Scheiterns. Die 20 Mark in der Hand werden nicht der Taube auf dem Dach vorgezogen, sondern ungläubig bestaunt und in Zukunftsphantasien investiert, auch wenn die Zukunft unbewohnbar scheint.

Scheitern, Überforderung und Frustration sind Kernthemen dieses Albums. Sie werden nicht beklagt oder gerechtfertigt, sondern geputzt und ausgestellt. In „Wir uns nicht“ besingt Sedlmeir im Duett mit Carsten Lisecki, mit dem er zudem seit einiger Zeit in Berlin die formatsprengende Unterhaltungsgala „The Große Lisecki & Sedlmeir Show“ veranstaltet, seine Philosophie des „Je-ne-regrette-rien“: Keine Entschuldigung, keine Durchhalteparolen, kein Aufruf zur Revolution. Bei Sedlmeir bleiben die Sieger liegen während die Verlierer aufstehen müssen.

 

Limitierte Version im roten Vinyl
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